1999

Qualifizierungsmaßnahmen für jugendliche Teilnehmer

Es war eine neue Variante einer ABM unter dem Titel JUSOPRO (Jugendsofortprogramm), ausschließlich für jugendliche Teilnehmer. Ziel war es, parallel zu den theoretischen und fachtechnischen Ausbildungsinhalten, die erlernten Fähigkeiten auch im Praxiseinsatz zu festigen.
Die Maßnahme begann im April, befristet bis zum 31.12.2000.
In zwei Gruppen (Metall/Sanitär/Heizung und Bau/Trockenbau/Holz) nahmen jeweils 15 jugendliche Teilnehmer die Qualifizierung auf. Überwiegend wurden sie dabei bei vorbereitenden denkmalpflegerischen und Rekonstruktionsarbeiten in den Objekten Burg Rabenstein und Gutshof Glien eingesetzt.

Die Qualität der Anleitung und Vermittlung von handwerklichen Fertigkeiten war für alle Gewerke gegeben und durch die Führung der Fachkräfte des Denkmalschutzes, erfahrener Architekten sowie unserer Anleiter bei den praktischen Arbeiten, konnte eine entsprechende Sensibilität im Umgang mit historischer Bausubstanz als Grundlage der praktischen Tätigkeit vermittelt werden.
Im Bau/Holz-Bereich wurden mehrere Ausbildungsabschnitte absolviert:. Hierzu zählten Rückbauarbeiten an Decken, als Vorarbeit zur Schwammsanierung durch Fachfirmen, das Schließen der Decken durch Ausfachung, das Einbringen der Wärmedämmung und Anbringen der Schalung (Deckenrekonstruktion). Auch Maurer-, Putz-, Sperrungs- und Spachtelarbeiten sowie Rekonstruktionsarbeiten von Holzfußböden (Ausbessern, Schleifen, Wachsen) wurden erlernt, ebenso wie Trockenbauarbeiten, vorwiegend  im Dachausbau. Auch das Einsetzen von Türen und Fenstern, die im Ausbildungsabschnitt Qualifizierung maßgerecht für den Kellerbereich im Gutshof Glien gefertigt wurden, gehörten zu den Aufgaben.
In der Gruppe legten 11 Teilnehmer den Maschinenlehrgang T-G 4 ab.
Folgende Ausbildungsabschnitte wurden im Metallbereich absolviert: Grundfertigkeiten der Metallverarbeitung, Demontage, Sicherung und Aufarbeitung von Heizungsanlagen und Wiederverwendung bei der Heizungsinstallation, Rückbau von Sanitär-, Wasser- und Abwasseranlagen und Einpassen in die Installation von historischen Gebäuden sowie Metallarbeiten als Vorarbeiten für Trockenbauleistungen.
In dieser Gruppe stellten sich 11 Teilnehmer einer Abschlussprüfung, von denen 10 diese mit Erfolg bestanden. Nach erfolgreicher Absolvierung eines Brennschneide-Lehrganges  konnte 8 Teilnehmern das Zertifikat “Ausbildungsstufe DVS-Brennschneiden” überreicht werden.
Nach Beendigung der Maßnahme konnte ein positives Fazit gezogen werden. Die Synthese aus Qualifizierung und Arbeit ermöglichte es den Teilnehmern, praktische Erfahrungen in spezifischen Bereichen der Bauhaupt- und Baunebengewerke zu sammeln und erhöhte ihre Chancen, eine Ausbildung oder Beschäftigung in diesen Branchen zu finden. Bereits während der Maßnahme sind im Bau/Holz-Bereich  5 Teilnehmer vorzeitig in Arbeit gekommen, im Metallbereich waren es 3 Teilnehmer.
Im Jahr 2000  wurde auf die hohe Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen im Brandenburger Raum reagiert. Die Maßnahme beantragte und begann die ehemalige GABS Brandenburg. Nach Einstellung ihrer Geschäftstätigkeit übernahm der AAfV die Maßnahme mit 9 jugendlichen Teilnehmern. Auch das Ziel dieses Projektes bestand darin, den Jugendlichen neue Lebensziele aufzuzeigen und deren Selbstwertgefühl zu festigen. In Verbindung mit der Realisierung von zusätzlichen Arbeiten auf Forstflächen im Domstiftsgut Seelensdorf wurden ihnen umfangreiche Kenntnisse über die landeskulturelle Wirkung des Waldes hinsichtlich seiner ökologischen Bedeutung als Lebensraum und als Wirtschaftsfaktor vermittelt. Durch eine maßnahmebegleitende Qualifizierung wurde angestrebt, die Jugendlichen zur Durchführung der vorgesehenen Arbeiten zu befähigen und darüber hinaus ihr Umweltbewusstsein zu fördern und zu stärken.
Die Qualifizierung umfasste dabei die Vermittlung theoretischer Kenntnisse „rund um den Rohstoff Holz“ sowie die Befähigung für Waldbaumaßnahmen und der Umgang mit forstwirtschaftlichen Arbeitsgeräten.
Die praktischen Arbeiten innerhalb des Domstiftsforstes beinhalteten hauptsächlich Aufgabenbereiche, wie Astungsarbeiten in Kiefernbeständen, Aufräumungsarbeiten in Waldschutzstreifen und die Räumung von Naturverjüngungsflächen.
Weiterhin wurden behindernde Vegetation auf Neupflanzungsflächen und in Jungbeständen beseitigt und zur Wiederherstellung von Biotopverbunden Ergänzungspflanzungen von Bäumen und Gehölzen an Waldrändern durchgeführt. Das Trocken- und Schwachholz wurde aufgesammelt und zusammengetragen.
Die Jugendlichen erhielten für ein Jahr eine sinnvolle Tätigkeit, die vielleicht dem einen oder anderen eine berufliche Perspektive aufzeigte. Der Waldbestand wurde qualitativ aufgewertet und sein Erholungswert erhöht. Die Arbeiten trugen zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur bei.

Weitere Maßnahmen mit jugendlichen Teilnehmern begannen  im Jahr 2001. Hier wurden 45 Teilnehmer für mehrere Monate gezielt darauf vorbereitet, alle anfallenden Arbeiten in den Bereichen (Bauhaupt- und technische Nebengewerke / Bauhelfer für die Verarbeitung von Naturbaustoffen und  Garten- und Landschaftsbau) kennen zu lernen.
Nach bodenuntersuchenden Vorarbeiten, der Bewertung historischer Befunde und Einbeziehung jüngerer Vegetation lernten die Jugendlichen im Bereich Garten- und Landschaftsbau in den praktischen Unterweisungen und am konkreten Gartendenkmal einzelne Arbeiten auszuführen. Schwerpunkte bildeten dabei besonders die fachgerechte Einbeziehung von Kleingewässern in eine Gartenanlage, die Nutzung von Naturmaterialien und Naturstein für Einfassungen, Begrenzungen und Wegeflächen und die Schaffung von Blickachsen und   Ruheplätzen sowie naturbelassenen Grünflächen. Mit diesem Projekt wurden besonders die Parkanlagen am Gutshof Golzow und der Gutspark in Glien erhalten und nach historischen Vorlagen erweitert bzw. nachgebildet. Die fachliche Begleitung erfolgte durch einen Garten- und Landschaftsarchitekten.

Das Ausbildungsprojekt “Naturbaustoffe” war für interessierte Jugendliche vorgesehen, die sich über Sanierung und Restaurierung neues Wissen aneignen wollten. Dabei lag der Schwerpunkt darauf, naturbelassene Baustoffe und deren Verarbeitung kennen zu lernen, sowie alte Handwerkstechniken im Zusammenspiel mit moderner Bauweise anzuwenden.
Schwerpunkt der Ausbildung in diesem Bereich war der praktische Umgang und die Verarbeitung von Pflastermaterialien. Kleine und mittelständische Unternehmen befassen sich zunehmend wieder mit alten Handwerkstechniken und Naturbaustoffen. Oftmals fehlt es aber diesen Unternehmen an entsprechenden Mitarbeitern. Mit der Maßnahme wurde den Jugendlichen Theorie und Praxis vermittelt. Dadurch haben sie eine verbesserte Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt erhalten.
Während der theoretischen Ausbildung stand die Vermittlung von Grundwissen über Bautechnik, Tiefbau, Gründungen, Pflastern und Mauerwerksbau im Vordergrund, die praktische Ausbildung und die praktischen Arbeiten wurden im Burg- und Stadtgelände Ziesar und auf dem Gutshof Glien durchgeführt. Berufspraktische Schwerpunkte für die Teilnehmer waren hier die Ausführung von Erdarbeiten per Hand und maschinell, das Herstellen von Leitungsgräben, Verlegen von Entwässerungsleitungen sowie Angleichen von Schächten. Weiterhin beschäftigten sie sich mit dem Herstellen von Unter- und Oberbau für Pflasterflächen und dem Setzen von Hoch- und Tiefborden. Es erfolgte die Verarbeitung unterschiedlicher Pflasterformate wie Mosaik-, Klein- und Großpflaster sowie die Kombination von Beton- und Natursteinpflaster.

Die arbeitsmarktpolitische Zielstellung bestand in der Beschäftigung arbeitsloser Jugendlicher sowie der Vermittlung von Kenntnissen im Tief-, Garten- und Landschaftsbau. Durch das Arbeiten an dazu notwendigen Maschinen und Geräten konnten die Jugendlichen ihre persönliche Eignung und Fähigkeit prüfen, ob dieses oder anverwandte Berufsbilder für eine Berufsperspektive geeignet sind.

Selbsthilfe- und Reparaturwerkstatt für technische Kleingeräte und Fahrzeuge

Das ABM-Projekt „Selbsthilfe- und Reparaturwerkstatt“ wurde durch die Bevölkerung sehr positiv aufgenommen.
In unserer stark von der Landwirtschaft geprägten Region des Flämings werden auch heute noch kleine landwirtschaftliche Nutzflächen bewirtschaftet. Die dafür eingesetzte Technik, Geräte und Maschinen für Pferdebespannung und aus den Anfängen der Motorisierung der Landwirtschaft, stammt zum großen Teil noch aus der bäuerlichen Wirtschaft und wird von ihnen noch selbst repariert.
Es startete eine Halbjahresmaßnahme, sie begann im August und drei Teilnehmer wurden beschäftigt, die Vorkenntnisse im Bereich des Schlosserhandwerks aufweisen konnten. Sie gaben interessierten Bürgern, wie Rentnern, Kleingärtnern und Nebenerwerbslandwirten aktive Unterstützung, um sie durch “Hilfe zur Selbsthilfe” zu Reparatur- und regelmäßigen Wartungsarbeiten und zur fachgerechten Bedienung von technischen Kleingeräten und Fahrzeugen zu befähigen. Ihnen wurden damit Möglichkeiten aufgezeigt, die Sicherheit an ihren technischen Geräten selbst zu überwachen, herzustellen und so Gefahrenquellen zu vermeiden.
Die Maßnahme endete nach 6 Monaten und war sehr erfolgreich. Von den unterstützten Bürgern, darunter auch arbeitslose und sozial schwache Personen wurde es sehr begrüßt, dass sie ab März 2000 mit 6 Teilnehmern, und diesmal für 12 Monate, erneut bewilligt wurde.

Erste Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in der Landeshauptstadt  /  Eine historische Wegführung wurde wieder hergestellt

Das äußere Erscheinungsbild von Potsdam-Mitte, Babelsberg/Stern und Potsdam-Waldstadt, wurde was Sauberkeit und Hygiene ausgewählter öffentlicher Bereiche betrifft, wesentlich verbessert.
Erstmalig in der Stadt Potsdam, wurden dem AAfV-Tochterunternehmen, der Arbeit Fläming GmbH, vom Oktober bis Dezember drei Vergabemaßnahmen mit insgesamt 46 Teilnehmern – jeweils für 12 Monate – bewilligt.
Die Gewährleistung von Ordnung und Sauberkeit durch zusätzliche Tätigkeiten zu unterstützen war Aufgabe dieser Maßnahmen und das verbunden mit Verschönerungsarbeiten an städtischen Gebäuden, Straßen, Wegen, Plätzen und Anlagen.
Weiterhin erfolgten Vorbereitungen für die  Entsorgung wilder Müll- und Unratablagerungen, das Entfernen von Graffitis und anderen  Schmierereien und Plakatierungen an öffentlichen Gebäuden, Einrichtungen und Liegenschaften sowie Aufräumungsarbeiten im städtischen Umfeld, zum Teil verbunden mit vorbereitenden Arbeiten zur Verbesserung des städtischen Umwelt-, Natur- und Denkmalschutzes. Durch die Tätigkeiten wurden die Entsorgungs- und Verkehrssicherungspflichten von Anliegern und der Stadt nicht berührt. Die Anleitung der Teilnehmer erfolgte direkt vor Ort durch Mitarbeiter der GmbH.
Innerhalb der vielen Arbeiten in den ersten Monaten wurde unter anderem die historische Strecke, die am Jüdischen Friedhof entlang zum Belvedere auf dem Pfingstberg führt, wieder hergestellt. Der holprige und ausgespülte Weg musste verschwinden.
Die Teilnehmer haben Wildwuchs gerodet und in Abstimmung mit der Stadt, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und dem Förderverein Pfingstberg e.V. Suchschachtungen durchgeführt. Das Resultat – es wurde festgestellt, dass der Weg ursprünglich 2,20 Meter breit war, nicht wie jetzt nur 1,88 Meter. In das Projekt einbezogen wurde auch das Tiefbau- und das Wirtschaftsförderungsamt der Stadt, die unter anderem das notwendige Material bereit stellten.

Es waren die ersten Maßnahmen in der Landeshauptstadt. Auch aktuell werden – bis heute – unterstützende Tätigkeiten zur Verbesserung der ökologischen und touristischen Infrastruktur in der Stadt Potsdam durchgeführt. Unser erster Stützpunktleiter war Siegfried Pflanze, seit 2005 leitet den Bereich  Bernd Vierke.

Häusliche Sozialhilfe im Bereich Treuenbrietzen

Immer mehr alte, kranke und bedürftige Menschen geraten in unserer hektischen und schnelllebigen Zeit in Isolation, fühlen sich allein gelassen, wertlos und sehen oft keinen Sinn mehr am Leben.
Zur Hilfe und Unterstützung dieses Personenkreises wurde eine ABM ins Leben gerufen. Sie startete im November und 4 Teilnehmerinnen wurden für ein Jahr im Bereich Treuenbrietzen tätig.
Erste Erfahrungen gab es bereits in einem „Pilotprojekt“ aus dem Vorjahr.
Durch die Frauen wurden zusätzlich zu den Leistungen der Pflegeversicherung und des Sozialamtes Menschen betreut, die sich über diese Leistungen hinaus, aus materiellen Gründen, keine zusätzliche Betreuung leisten konnten.
Ziel des Projektes war es, die Situation von Kranken und Bedürftigen und den Lebensabend von alten Menschen lebenswerter, hoffnungsvoller und angenehmer zu gestalten, um zu verhindern, dass diese in die Isolation geraten. Sie wurden praktisch und ideell unterstützt, indem sie Hilfe bei der Pflege im Haushalt erhielten, zu angemessenen Aktivitäten angeregt und zur Bewältigung ihrer Alltagsprobleme in zum Teil sehr schwierigen Lebenssituationen beraten wurden. Dazu gehörten die Begleitung auf Wegen zum Arzt, Behörden- oder Spaziergänge, die Erledigung von Einkäufen, Hilfestellung und moralische Unterstützung bei Antragstellungen und in rechtlichen Angelegenheiten.
Wichtig war die Zusammenarbeit mit dem Sozialamt, den sozialen Betreuern und anderen karitativen Einrichtungen, die auch die Anleitung der Teilnehmerinnen gewährleisteten. Sie waren Ansprechpartner für große und kleine Sorgen sowie auch bei Problemen in den Nachbarschaftsbeziehungen.
Das Projekt stellte unter Beweis, dass Arbeitsförderung auch im sozialen Bereich sinnvoll einen Beitrag leisten kann und trug dazu bei, das humanistische Anliegen, die Würde des Menschen zu erhalten und umzusetzen. Gerade in Zeiten zunehmender Altersarmut und der immer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich ist dieses Thema mehr denn je aktuell.