POLITIK: Ansturm von Asylbewerbern
Potsdam-Mittelmark muss mehr Flüchtlinge aufnehmen / Plätze in Bad Belziger Heim werden knapp
BAD BELZIG – Immer mehr Menschen fliehen vor dem Krieg in Afghanistan und dem Terrorregime in Iran: Die Zahl der Asylbewerber im Landkreis Potsdam-Mittelmark ist deshalb deutlich angestiegen. „Wir beobachten einen verstärkten Zuzug, vor allem von Menschen aus dem arabischen und persischen Raum“, sagt Gertrud Meißner. Sie ist die Leiterin des zuständigen Fachdienstes Soziales und Wohnen im Bad Belziger Landratsamt. „Für das kommende Jahr wird weiter eine Zunahme erwartet“, erklärt Gertrud Meißner.
Nach Aussagen von Landrat Wolfgang Blasig (SPD) geht der Kreis Potsdam-Mittelmark für das laufende Jahr von einem Zuzug von 79 Flüchtlingen aus. „Im Jahr 2009 waren das noch 59 Personen“, berichtet er. Die Zentrale Ausländerbehörde in Eisenhüttenstadt (Märkisch-Oderland) habe bislang allerdings nur knapp 40 Asylbewerber geschickt. „Der Landkreis hat eine festgeschriebene Verteilungsquote von jährlich 7,9 Prozent aller im Land Brandenburg aufzunehmenden Flüchtlinge“, erklärt Blasig. Treffen die Prognosen zu, wird es bald eng im Bad Belziger Übergangsheim. „Wir müssen nun überlegen, wie wir die Menschen unterbringen“, sagt Gertrud Meißner. Beratungen dazu gebe es bereits.
In der Einrichtung am Weitzgrunder Weg in Bad Belzig leben derzeit rund 95 Personen. Vielleicht sind es auch nur 90. „Die Zahl schwankt sehr stark“, berichtet Marie-Luise Vetter, Geschäftsführerin des Arbeits- und Ausbildungsförderungsvereins Potsdam-Mittelmark (AAfV), als sie diese Daten bekannt gibt. Der AAfV betreibt im Auftrag der Kreisverwaltung die Einrichtung. Sie hat laut Vetter derzeit 100 Plätze. „Ich sehe im Moment kein Problem, wir versuchen, Familien verstärkt in Wohnungen unterzubringen“, sagt sie. Das sei besser für das Zusammenleben, so Vetter.
Schon jetzt leben viele Antragsteller außerhalb des Übergangswohnheimes. „In Bad Belzig sind derzeit insgesamt 150 Asylbewerber angemeldet, hinzu kommen noch einmal 30 in anderen Orten des Landkreises“, berichtet Gertrud Meißner.
Wie hoch die Mehrkosten für die Zunahme des Flüchtlingsstromes ausfallen wird, ist derzeit noch unklar. Doch schon jetzt sind sie immens. Verwaltungsangaben zufolge muss der Kreis allein für das Jahr 2010 rund 935 000 Euro für soziale Leistungen sowie 405 000 Euro für die Unterbringung von Asylbewerbern zahlen. „Für die Betreuung und soziale Beratung sind rund 162 000 Euro vorgesehen“, sagt Gertrud Meißner. Der Kreis finanziere dem AAfV dafür zwei volle Stellen. (Von Hermann M. Schröder)
Märkische Allgemeine 11. Dezember 2010