INTEGRATION: Personalengpass im Asylheim

Ausländerbeirat kritisiert Situation in Bad Belzig / Kreis will aufstocken

BAD BELZIG – Heftige Kritik an der Personalsituation im Bad Belziger Asylbewerberheim hat jetzt der sachkundige Einwohner Kees Berkouwer, der Vorsitzender des Ausländerbeirates von Potsdam-Mittelmark ist, geübt. „Es leben viele Menschen im Heim und es gibt viel zu wenige Betreuer“, sagte er in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses vom Kreistag Potsdam-Mittelmark.

„Diese Lage ist nicht in Ordnung“, stellte Berkouwer fest. Der frühere ehrenamtliche Ausländerbeauftragte appellierte an die Politiker, dringend Abhilfe zu schaffen. Gleichzeitig forderte Berkouwer die bereits in der jüngsten Vergangenheit von Mitgliedern des Bad Belziger Forums mehrfach angemahnte psychologische Betreuung für Asylbewerber. „Die Menschen werden in dem Heim verwaltet, aber nicht richtig betreut“, sagte er gestern in einem MAZ-Gespräch.

Nach Auskunft von Gertrud Meißner, Leiterin des Kreissozialamtes, finanziert der Kreis zwei Betreuer für das Heim. Die beiden Stellen kosten pro Jahr rund 162 000 Euro. Der Arbeits- und Ausbildungsförderungsverein (AAfV) betreibt das Heim im Auftrag des Landratsamtes Bad Belzig. Rund 100 Flüchtlinge leben derzeit dort. Das Haus hat ebenso viele Plätze.

Die Vorsitzende des Sozialausschusses, Astrit Rabinowitsch (Die Linke), sprach sich ebenfalls für eine Ausweitung der Betreuung im Übergangswohnheim aus. „Wenn wir weitere Zuweisungen bekommen, dann müssen wir das Personal aufstocken“, forderte sie ebenfalls.

Der vermehrte Zustrom in das Flüchtlingsheim hat indessen längst begonnen. Im vergangenen Jahr hatte die Zentrale Ausländerbehörde in Eisenhüttenstadt eine Zuweisung von 79 Asylbewerbern in die Kur- und Kreisstadt angekündigt. Ein Jahr zuvor waren es noch 59.

Der Trend soll laut Thomas Schulz weiter anhalten. „Wir werden das Personal dann anpassen“, kündigte der Fachbereichsleiter im Ausschuss an. Seine Verwaltung überlege momentan, wie die zusätzlichen Flüchtlinge untergebracht werden können. So sei vorgesehen, die bisher üblichen Einbettzimmer künftig auch als Quartiere für zwei Bewohner zu nutzen. „Wir erwägen auch die Anmietung von zusätzlichen Räumen“, sagte Schulz. Dazu werde ein Konzept erstellt. „Wir können künftig nicht mehr alle Asylbewerber in Bad Belzig unterbringen und müssen uns Ausweichquartiere in anderen Orten zweischen Havel und Fläming suchen“, sagte der Ressortchef.

Der Kreis Potsdam-Mittelmark hat im vorigen Jahr rund 935 000 Euro für soziale Leistungen an Asylbewerber sowie 405 000 Euro für deren Unterbringung bezahlt. (Von Hermann M. Schröder)

– Märkische Allgemeine 25. Januar 2011