BESCHÄFTIGUNGSFÖRDERUNG: Sparkurs kostet Arbeitsplätze

Verein AAfV beklagt enorme Verluste / Viele Stellen fallen weg

BAD BELZIG – „Es sind derzeit wahrlich keine rosigen Zeiten. In der Arbeitsförderung gab es immer ein Hoch und Runter, jetzt sind wir besonders tief angekommen.“

Die Einschätzung von Geschäftsführerin Marie-Luise Vetter zum 20. Bestehen des Arbeits- und Ausbildungsförderungsvereins Potsdam-Mittelmark (AAfV) ist die Folge des radikalen Sparkurses der Bundesrepublik auf dem so genannten zweiten Arbeitsmarkt. In der Praxis fällt rund die Hälfte der bekannten Ein-Euro-Jobs weg. Der AAfV hatte rund 500 Stellen, im Kreis gab es Ende 2010 rund 900 dieser Beschäftigungen.

Jetzt gibt es die Programme „Arbeit für Brandenburg“ und „Bürgerarbeit“, die beide zusammen nicht die bisherigen Beschäftigungszahlen erreichen werden. Aufgrund des bundesweiten Sparkurses muss der AAfV nun einen drastischen Umsatzausfall von einer Million Euro hinnehmen. Das Defizit von einem auf das nächste Jahr lasse sich beim besten Willen nicht auffangen, so Vetter.

Der Verein habe nicht Rücklagen in der genannten Höhe, um davon zehren können. In der Konsequenz seien in den vergangenen Monaten zwei Job-Betreuer entlassen und Umstrukturierungen in der Geschäftsführung vorgenommen worden, berichtete sie. Aktuell stünden weitere Reduzierungen der Arbeitszeiten beim Personal an. Die Mitgliederversammlung wird am kommenden Donnerstag eine Strategie für die Zukunft beraten und beschließen, über die Vetter im Vorfeld nicht informieren wollte.

„Wenn die Arbeitslosigkeit sinkt, macht es durchaus Sinn, auch das Geld für die Arbeitsförderung zu kürzen“, gab Bernd Schade zu bedenken. Für den Chef des Maia-Jobcenters, der Hartz-IV-Behörde in Potsdam-Mittelmark, bleibt es jedoch fraglich, ob die Mittelkürzung um vier Millionen Euro so drastisch ausfallen musste. Das geringere Budget soll nach Aussagen von Schade vornehmlich für Maßnahmen verwendet werden, die der Vermittlung von Arbeitslosen in dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse dienen. Dazu würden Weiterbildungen zählen.

Ebenso gäbe es weiter Eingliederungszuschüsse zu den Lohnkosten bei besonders schwierig zu vermittelnden Arbeitnehmern. Hier sei die Haushaltsstelle nur moderat gekürzt worden. Wegen dieser Priorität würde es zu relativ moderaten Kürzungen auf dem zweiten Arbeitsmarkt kommen, sagte Schade. Neben den 72 Stellen im Landkreis im Programm „Arbeit für Brandenburg“ gebe es 200 Stellen im Programm „Bürgerarbeit“, das regional „Buba-PM“ genannt wird.

Das Besondere dabei ist laut Schade, dass es vor der dreijährigen Beschäftigungsphase eine Aktivierungsphase für die Hartz-IV-Empfänger gibt. Letztere habe das Ziel, Betroffene in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Von 600 aktivierten Langzeitarbeitslosen, die seit August 2010 intensiv betreut wurden, seien bereits 100 Personen in ein festes Arbeitsverhältnis vermittelt worden. (Von Gunnar Neubert)

– Märkische Allgemeine 12. März 2011