Einwohner bereit für Ehrenämter / Einkaufszentrum und autofreie Stadt

BAD BELZIG – Die Wunschliste der Bad Belziger ist lang, doch ganz oben auf dem Papier stehen ein Einkaufstempel, der Ausbau der Burg Eisenhardt zu einem Kulturzentrum und eine verkehrsberuhigte Zone in der City. Mehr Grün, ein gepflegtes Ortsbild, bessere Parkmöglichkeiten und der Erhalt der Polizeiwache setzen die Aufzählung der Begehrlichkeiten fort.

„Die Beteiligung der Bürger war enorm“, berichtet Marie-Luise Vetter, Geschäftsführerin des Arbeits- und Ausbildungsförderungsvereins Potsdam-Mittelmark (AAfV) über den Verlauf der groß angelegten Aktion. „Es ist meines Wissens eine in diesem Umfang fast einmalige Sache in Deutschland“, sagt Kurortkoordinator Christian Kirchner.

Insgesamt sieben Interviewer unter der Leitung von Kornelia Kurschat waren im Auftrag des AAfV mit ihren Fragebögen zehn Monate lang durch die Kurstadt und ihre 14 Ortsteile gezogen (siehe Infokasten). Dabei hatten sie 1592 Haushalte anonym befragt. Das sind rund 26 Prozent.

„Damit haben wir meiner Meinung nach ein sehr interessantes und repräsentatives Bild erhalten“, erklärt Christian Kirchner. Er hatte die Idee zu dem Projekt. „Um mehr Anregungen für die Entwicklung des Leitbildes für Bad Belzig zu erhalten“, wie der Tourismusexperte erklärt. „Denn wir wollen nichts draufpflanzen auf die Stadt und ihre Ortsteile, sondern aus ihnen heraus etwas gemeinsam mit den Bürger entwickeln.“

Das Maia-Jobcenter hat die befristeten Stellen der vorher arbeitslosen Interviewer bezahlt. Eine Teilnehmerin hat mittlerweile eine feste Arbeit gefunden.

Die gute Beteiligung deckt sich mit der Bereitschaft der meisten Befragten, sich für ein Fortkommen ihres Gemeinwesens einsetzen zu wollen. Immerhin 58 Prozent der Städter und 63 Prozent der Dörfler wollen an der Gestaltung der Großgemeinde mitwirken. Um ihre Meinung gefragt werden wollen 75 Prozent der Einwohner in der Kernstadt und 73 Prozent in den Ortsteilen. „Ich denke, das ist eine Riesenchance, denn die Leute meckern nicht bloß, sie wollen auch etwas tun“, sagt Marie-Luise Vetter.

Doch wie zufrieden sind die Bad Belziger nun mit ihrem Ort? Und wie groß sind die Unterschiede zwischen Stadt und Land? Fühlen sich die Einwohner der Ortsteile abgehängt?

„Ich habe nicht das Empfinden, dass es ein Gegeneinander gibt“, sagt Bürgermeisterin Hannelore Klabunde (parteilos). Die Auswertung der Fragen habe ihr gezeigt, dass die Menschen auf den Dörfern ganz ähnliche Vorstellungen von der Entwicklung der Großgemeinde hätten, erklärt sie.

Das trifft auch auf den Freizeitbereich zu. Das Wandern geben beispielsweise alle Befragten als liebstes Hobby an. Für die Bewohner der Kernstadt zählen die Burg, die Therme und die Fläminglandschaft zu den Besonderheiten des Kurortes. Für die Menschen in den Ortsteilen sind es die Fläminglandschaft, die Burg sowie die Wander- und Radwege.

Hannelore Klabunde möchte die Ergebnisse der Umfrage auf dem nächsten Kurortforum Ende Juni dieses Jahres den Einwohnern vorstellen. Die Datensammlung wird laut Christian Kirchner demnächst auch im Internet veröffentlicht.

Doch vorher will Klabunde die Ortsbürgermeister informieren sowie die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung. „Es wäre ja absolut fahrlässig, die Ergebnisse jetzt nicht für unsere Arbeit zu nutzen“, erklärt sie. (Von Hermann M. Schröder)

 – Märkische Allgemeine 27.April 2011