Verein gibt Arbeitslosen Jobs und Kurse / Landrat fordert kreative Ideen
Kuhlowitz – Munteres Hämmern und Sägen erfüllt die große Werkstatthalle an der Dorfstraße in Kuhlowitz. An dem mit Werkzeug und allerlei anderen Utensilien gut gefülltem Tisch sitzt Lutz Prade und klebt akribisch kleine Holzteilchen zusammen. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Hier entsteht das Modell für ein Insektenhotel“, erklärte Bernd Prinz den neugierigen Besuchern. „Es dient als Vorbild für das, was einmal auf Burg Rabenstein in realer Größe errichtet wird“, sagte er. Prinz ist Mitarbeiter des Arbeits- und Ausbildungsförderungsvereins Potsdam-Mittelmark (AAfV). Er leitet die Tischlerei und momentan das Projekt „Nestflüchter“. Darin lernen junge von älteren Menschen Tricks und Kniffe und ein geregeltes Leben. Die acht Teilnehmer sind allesamt arbeitslos und kommen freiwillig und unentgeltlich, um den Tag mit einer sinnvollen Beschäftigung zu verbringen, wie Bernd Prinz berichtete.
Die „Nestflüchter“ sind eines von zahlreichen Projekten im AAfV, die Menschen eine zweite Chance geben und sie wieder fit machen sollen für eine reguläre Arbeit in einem richtigen Betrieb. Es gibt die Betreuung von Alleinerziehenden ebenso wie die Gärtnerei und die Wegweiserwerkstatt. Die Liste an Angeboten ist lang.
Zahlreiche Gäste kamen gestern zum Tag der offenen Tür und um gemeinsam mit den derzeit 69 Vereinsmitarbeitern das 20-jährige Bestehen des AAfV zu feiern.
„Der Verein wurde gegründet, um den vielen Arbeitslosen in der Region eine neue Möglichkeiten zu eröffnen“, erklärte Geschäftsführerin Marie-Luise Vetter. Trotz des Rückganges der Beschäftigungslosenzahlen auch in Brandenburg gebe es nach wie vor viele Betreuungsbedürftige, sagte die Managerin. „Und praktisch jeder Mensch wird gebraucht.“
Mittlerweile ist der AAfV breit aufgestellt. Er bietet einen umfangreichen Sozialservice, koordiniert die Freiwilligenarbeit, unterhält Pachtbetriebe wie die Rohrweberei in Pritzerbe, die Burg Rabenstein und bis zum Jahresende die Alte Brennerei in Golzow. Seit 2003 betreibt der Verein das Bad Belziger Übergangsheim, in dem rund 100 Asylbewerber leben.
Mitbegründerin und jetzige Vorsitzende des AAfV ist Eveline Vogel, Wirtschaftsförderin im Landratsamt. „Wir können mit Stolz sagen, dass wir den Strukturwandel begleitet und mitgestaltet haben“, erklärte sie. Rund 10 000 Menschen seien seitdem betreut worden. „Hinter den Zahlen verbergen sich Schicksale und Hoffnungen.“
An die „ausgesprochen schwierige finanzielle Situation“ des AAfV erinnerte Landrat Wolfgang Blasig (SPD). Der wegen drastischer Kürzungen der Bundesregierung bei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen arg ins Schlingern geratene Verein solle jedoch auch in Zukunft Bestand haben, erklärte er. „Es sind dazu allerdings noch viele kreative Ideen gefragt“, sagte Blasig.
Wie berichtet, hatte der Kreistag kürzlich eine Finanzspritze von rund 163 000 Euro für dieses Jahr bewilligt, um die Pleite abzuwenden. Die Umsätze des Vereins sind nämlich von vier Millionen Euro 2010 auf nun geschätzte 2,8 Millionen Euro eingebrochen. Die Prognosen für 2012 sagen einen Rückgang auf 2,6 Millionen Euro voraus.
Gut zu tun haben dennoch Kurt Belger und seine Kollegen. Sie stellen in solider Handarbeit Wegweiser und Tafeln sowie Bänke für das umfangreiche Wanderwegenetz im Landkreis her. „Ich schätze mal, dass wir so rund 200 Schilder im Monat ersetzen müssen“, sagte Belger. „Das sind nämlich ziemlich beliebte Souvenirs“. (Von Hermann M. Schröder)
– Maerkische Allgemeine 18.Juni 2011